Der ärzt­li­che Behand­lungs­ver­trag ist ein Dienst­ver­trag, bei dem der Arzt kei­nen Behand­lungs­er­folg, son­dern ledig­lich „ernst­haf­te Bemü­hun­gen nach den Regeln der ärzt­li­chen Kunst“ schul­det. Daher behält der Arzt grund­sätz­lich auch dann sei­nen vol­len Hono­rar­an­spruch, wenn die Behand­lung auf­grund sei­ner feh­ler­haf­ten Behand­lung erfolg­los geblie­ben ist oder wenn sich Risi­ken ver­wirk­licht haben. Beruht der Behand­lungs­miss­erfolg aller­dings auf einer schuld­haf­ten Fehl­leis­tung des Arz­tes, so liegt eine Schlecht­er­fül­lung des ärzt­li­chen Behand­lungs­ver­tra­ges vor und der Pati­ent kann mit Scha­dens­er­satz- und Schmer­zens­geld­an­sprü­chen gegen den Hono­rar­an­spruch des Arz­tes aufrechnen.

Ein neu­es BGH-Urteil (BGH VI ZR 133/10, Urteil vom 29.03.2011) stellt nun­mehr klar, unter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen der zahnärztlich/ ärzt­li­che Ver­gü­tungs­an­spruch wegen ver­trags­wid­ri­gen Ver­hal­tens des Zahnarztes/ Arz­tes ver­lo­ren geht. Der Zahnarztvertrag/ Arzt­ver­trag ist ein Dienst­ver­trag, bei dem der Dienst­ver­pflich­te­te (= Arzt) Diens­te höhe­rer Art zu leis­ten hat, die ihm auf­grund beson­de­ren Ver­trau­ens über­tra­gen wer­den. Gemäß § 627 BGB kann ein der­ar­ti­ger Dienst-/Be­hand­lungs­ver­trag jeder­zeit ohne Vor­lie­gen beson­de­rer Grün­de gekün­digt wer­den. Kün­digt der Pati­ent den Behand­lungs­ver­trag, steht dem Zahnarzt/ Arzt grund­sätz­lich nach § 628 Abs. 1 S. 1 BGB eine Ver­gü­tung in dem Umfang zu, in dem er bis zur Kün­di­gung Leis­tun­gen erbracht hat. Ist die Kün­di­gung des Behand­lungs­ver­tra­ges durch den Pati­en­ten durch ein ver­trags­wid­ri­ges Ver­hal­ten des Zahnarztes/ Arz­tes ver­an­lasst wor­den, steht dem Arzt nach § 628 Abs. 1 S. 2 BGB ein Anspruch auf Hono­rar inso­weit nicht zu, als sei­ne bis­he­ri­gen Leis­tun­gen infol­ge der Kün­di­gung für den Pati­en­ten kein Inter­es­se haben.

Der BGH hat in sei­ner neue­ren Ent­schei­dung klar­ge­stellt, dass ein sol­ches ver­trags­wid­ri­ges Ver­hal­ten des Zahnarztes/ Arz­tes in einem schuld­haf­ten Behand­lungs­feh­ler lie­gen kann. § 628 Abs. 1 S. 2 BGB erfor­de­re nicht, dass das ver­trags­wid­ri­ge Ver­hal­ten als schwer­wie­gend oder als wich­ti­ger Grund im Sin­ne des § 626 BGB anzu­se­hen ist. Aller­dings führt nach Auf­fas­sung des BHG nicht schon jeder gering­fü­gi­ge Ver­trags­ver­stoß des Zahnarztes/ Arz­tes dazu, dass des­sen Ver­gü­tungs­an­spruch entfällt.

Hier­zu for­dert der BGH, dass die Kün­di­gung des Behand­lungs­ver­tra­ges durch den Pati­en­ten Fol­ge eines schuld­haf­ten und nicht ledig­lich gering­fü­gi­gen ver­trags­wid­ri­gen Ver­hal­tens des Zahnarztes/ Arz­tes ist und dar­über hin­aus, dass in Fol­ge der Kün­di­gung die bis­he­ri­gen Leis­tun­gen des Zahnarztes/ Arz­tes für den Pati­en­ten kein Inter­es­se haben. Das Inter­es­se des Pati­en­ten an der Leis­tung des Zahnarztes/ Arz­tes fal­le nur dann weg, wenn der Pati­ent die bis­he­ri­gen Arbeiten/Leistungen des Zahnarztes/ Arz­tes nicht mehr wirt­schaft­lich ver­wer­ten kann, die­se also für ihn nutz­los wer­den. Dies ist zum Bei­spiel dann anzu­neh­men, wenn die pro­the­ti­schen Leis­tun­gen eines Zahn­arz­tes der­art man­gel­be­haf­tet sind, dass nach der Kün­di­gung des Behand­lungs­ver­tra­ges der nach­be­han­deln­de Zahn­arzt völ­lig neu­en Zahn­ersatz anfer­ti­gen muss, ohne wenigs­tens Tei­le der alten Arbeit nut­zen zu können.